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Rauboys und Indieander. Heute mit Fratellis, Sigur Ros, Spiritualized und Morrissey

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Als Aperitif mal dieses neue Filmchen von Pop-Obertyp Morrissey, der darin seine neue Single vorsingt. Ohne genau sagen zu können warum, wirkt das doch unheimlich schräg. Aber eben auch sehr lässig. Oder geht das nur mir so?

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

The Fratellis – Here We Stand Zu Handfestem – schon ein paar Tage liegt das Fratellis-Album in den Regalen der Plattenläden, die es ja gar nicht mehr gibt. Es ist jedenfalls da, das zweite Werk einer Band, die vor zwei Jahren musterhaft, am Ende noch flankiert von Apple-Werbung, als Instant-Hype debütierte. Man muss keine Kassandra sein, um da jetzt nicht allzu viel zu erwarten. „Here We Stand“ passt schon, ist aber völlig unerheblich. Das Schunkelnde des Debüts, das beatleshafte Durcheinander netter Melodien und Rockposen, das ist alles wieder auch hier ganz gut geraten. Es fehlen nur leider genau die zwei bis drei Hits, die das Debüt der Schotten dann zum Erfolg machten. Das sympathisch verwuschelte Gasgeben von damals ist einem recht muckerhaften Crash-Becken-Rock gewichen. Damit können sie bestimmt noch die nächsten drei Jahre auf Festivals die Leute zum Wackeln bringen und auch auf dem iPod skippt man sie nicht gleich weiter – die Herzliebe der Hörer aber dürfte der Band hiermit aber wieder entzogen werden. Zu gewöhnlich, das alles. Hier "Mistress Mabel", leider nur mit Werbung frei verfügbar:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Look See Proof - Between Here And There Im Hause Weekender Records, dem in Innsbruck gegründeten Label für britische Rock’n’Roll-Glühwürmchen, trägt man gerade die Band „Look See Proof“ ganz vorne im Beutel. Bei den vier Jungs, die übrigens auch schon mal Vorband der Fratellis waren, klappt es noch nicht so ganz mit dem Total-Durchbruch, dabei scheint doch alles zu stimmen: Ihre Singles schnuppern seit 2006 immer mal in die Charts, die Band wird von zwei Brüdern geleitet, blutjung sind die Knaben und ihre Konzerte angeblich ja auch schon legendär. Glückwunsch! Da kann es ja nur noch an der Musik liegen – und die ist tatsächlich ein ziemlich mediokres Gebräu aus regionalen Zutaten. Zwischen Bloc Party und den Kooks modellieren sie hier einen altbekannten Sound, dazu wird eindringlicher, gerne mehrstimmiger Gesang gereicht, der an Hard-Fi erinnert. Alles insgesamt schnell und verhuscht. Die Songs alle so, dass man sie beim Britwoch im Münchner Atomic Cafe auflegen kann, ohne dass irgendwer aufhören würde zu tanzen. Es wird aber auch eher niemand fragen, was da gerade läuft. Nettes Video und netter Hit: "Casualty"

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Spiritualized – Songs in A & E Die Großtaten von Spiritualized liegen schon etwas zurück, Mitte der Neunziger verschafften sie sich mit psychedlisch-hypnotisierenden Kunstwerken wie „Ladies And Gentlemen, We're Floating In Space“ eine gebannte Hörerschaft, die dem überschäumenden Gefühlsdurcheinander von Bandchef Jason Pierce bis in die wildesten Drogenphantasien folgte. Pierce selber ist nicht gerade der handlichste Typ - er wechselt fortwährend sein Band aus, war zwischenzeitlich dem Ableben via Lungenentzündung sehr nahe und hat seine Musik als Markenzeichen schützen lassen. Auch das vorliegende „Songs in A & E“ ist alles andere als sauber, aber das sind Perlen ja auch nicht, also in der Muschel. Zwischen den Liedern hat Pierce komisch kleine, instrumentale Sonder-Häppchen platziert. Die Lieder selber sind wankende Prozessionen, vorbei an Abgründen und Verzweiflungen, aber eben auch goldenen Verheißungen. Manches wie „Sweet Talk“ ist wirklich wunderschön und üppig, Folk und Blues und lebenssattes Erzählen. Die melancholische Vielfalt und das Kleinodhafte erinnern an Magnetic Fields, anderes an Low und ganz vieles ist ziemlich einzigartig. Ein schönes Gesamtstück, diese Platte, nichts für bunte T-Shirt-Tage, eher für kaputte Nächte, allein. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Francis International Airport – We are jealous, we are glass An der Band mit diesem viel zu langen Namen ist einiges interessant. Sie sind auf dem Plattenlabel von Robert Stadlober, stammen aus Niederösterreich, sehen ganz fein aus, so mit Dame und überhaupt ist Wien zurzeit ja das bessere Hamburg. Hinhören also! Was da gespielt wird, ist vor allem ziemlich erwachsen und international: Sanfte, abgehangene Spuren, die mit Death Cab For Cutie gut klarkommen könnten, die Weite und Geigen suchen und nicht das schnelle Bumm. Die hochkehlige Senseo-Stimme von Markus Zahradnicek geht dabei eher auf die Nerven als gut rein - zum Glück ist diese Überspannung aber immer ziemlich perfekt eingebettet, in ein postrockiges, vertrauensvolles Rauschen mit Schokostücken, die mal von Hand, mal von Computern gemacht werden und immer dazu animieren, Fenster aufzumachen und sich ein bisschen in den Abendwind zu stellen. Englisch wird gesungen, ich weiß nicht, ob das gut ist, es fördert jedenfalls das Elegante, aber auch Flüchtige und Unkonturierte dieser Platte. Könnte aber beim nächsten Album dann genau richtig ausgewogen sein, das alles. Schon arg fein: "Words On Logs"

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Sigur Ros - Með suð í eyrum við spilum endalaust Bei dem Plattentitel weiß man endlich, wofür Copy & Paste erfunden wurde. Mit diesen Botschaftern isländischer Befindlichkeit ist es ja immer sehr komisch. Nie habe ich eigentlich Lust, mir ihre Platten anzuhören. Und zwar nur deshalb, weil ich mich selber nie in der adäquaten Stimmung fühle, das Großartige entsprechend würdigen zu können, sagen wir beim, äh, Kleiderbügel aussortieren. Wenn es aber dann doch läuft, auch diese Platte hier zum Beispiel, fällt wieder auf, dass die Musik von Sigur Ros gar nichts will und nichts erfordert, sondern einfach wunderbar selbst existiert, frei von Reflexion und Diskussion. Man kann es kurz machen: Auch die fünfte Platte hat wieder alles zwischen traumhaftem Walgesang und pompösem Streichen. Auffällig ist eine Annäherung an einen Pop-Kontext, die Lieder sind klarer strukturiert, habe weitgehend normale Popsonglänge und sind bisweilen regelrecht knackig. Vielleicht liegt das daran, dass relativ wenig tatsächlich auf Isalnd aufgenommen wurde, dafür viel in diversen europäischen Hauptstädten. Das unbeschreiblich Inselhafte, das nordisch Zauberlichtige überscheint trotzdem wieder alles. Groß.

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