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"Esperanto ist eine neutrale Sprache": Paul über das bessere Englisch

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Vom 7. bis zum 9. Juli findet auf der japanischen Nordinsel Hokkaido der G 8-Gipfel statt. Die Behörden fürchten den Aufmarsch einer militanten Gruppe, die sich der Sprache Esperanto verschrieben hat. Paul Ebermann, 27, ist Vorstandsmitglied der Deutschen Esperanto-Jugend Berlin. Mit uns sprach er über Politik, Völkerverständigung und Zweitsprachen. Sagt Dir die „Libera Esperanto-Asocio en Hokkaido“ etwas? Paul Ebermann: Ehrlich gesagt nicht. So nennt sich die „Freier Esperanto-Bund auf Hokkaido“. Beim diesjährigen G8-Treffen in Japan soll auch eine Esperanto-Minderheit dabei sein. Ich war noch nie in Japan, deswegen kenne ich mich mit der japanischen Esperanto-Bewegung nicht aus. Ich weiß zwar, dass in Yokohama letztes Jahr der Weltkongress der Esperanto-Gesellschaft stattfand, aber von dieser Organisation habe ich noch nie etwas gehört. Gibt es denn nationale Unterschiede zwischen Esperanto-Bewegungen? Eigentlich ist Esperanto eine globale, internationale Bewegung. Ich vermute, bei besagter Gruppierung handelt es sich auch nicht um eine offizielle Vertretung. Was macht man denn beim Esperanto-Jugendverband? Unser Ziel ist Völkerverständigung mittels der Sprache Esperanto. Insofern kümmern wir uns um Öffentlichkeitsarbeit: Wir laden ausländische Gäste ein oder zeigen deutsche Filme mit Esperanto-Untertiteln. Wie viele Mitglieder hat der Verband? In der Deutschen Esperanto-Jugend sind es ungefähr 5.000. Esperanto ist mittlerweile über 100 Jahre alt. Der Traum, den man ursprünglich hatte – Esperanto als Zweitsprache für jedermann – ist bisher nicht aufgegangen. Das ist eine Frage der Perspektive. Man kann sagen, es hat nicht funktioniert. Oder wir arbeiten noch daraufhin. Ich plädiere für letzteres. Aber ich bin auch realistisch genug, zu sehen, dass das Ziel in den nächsten 50 Jahren nicht erreicht werden wird. Erfüllt nicht Englisch mittlerweile genau das, was man sich von Esperanto erhofft hat? Esperanto hat zwei Vorteile: Erstens ist es eine neutrale Sprache. Zweitens ist sie für fast alle Menschen ähnlich leicht zu lernen. Ich habe drei Monate gebraucht, um mich auf Esperanto genauso gut wie auf Englisch verständigen zu können – das ich neun Jahre in der Schule gelernt habe. In dieser Neutralität steckt ja letztlich auch eine politische Botschaft. Das kann man so sehen. Viele Esperantisten sehen darin auch eine Möglichkeit, bedrohte Sprachen zu schützen. Esperanto als Zweitsprache böte vielen die Chance, ihre Muttersprache weiter zu pflegen. In der Völkerverständigung liegt letztlich auch eine Friedensbotschaft: Wer sich versteht, führt weniger leicht Krieg gegeneinander. Wie kommt man auf die Idee, Esperanto zu lernen? Es gibt eine kleine Gruppe von Esperanto-Muttersprachlern. Das sind Kinder von Eltern, die sich, weil sie aus unterschiedlichen Ländern kommen, auf Esperanto verständigen. Die meisten aber stoßen mehrmals in verschiedenen Kontexten auf diese Sprache, bevor sie sich entscheiden, Esperanto zu lernen. Tatsächlich sorgte auch das Lied „Esperanto“ von Freundeskreis vor zehn Jahren für einen kleinen Boom. Und heute? Das ist schwer zu sagen, da man, um Esperanto zu lernen, nicht in einen Verband eintreten muss. Man kann es sich auch leicht selbst beibringen. Vom Gefühl her würde ich aber sagen: Es werden mehr. Auch das Internet und viele Programme tragen dazu bei. Das Betriebssystem Linux zum Beispiel lässt sich komplett auf Esperanto umstellen. *** Über Esperanto: Im Jahr 1887 veröffentlichte Ludwik Lejzer Zamenhof die Grundlagen der Plansprache „Esperanto“. Seine Absicht war es, eine für jeden gleichermaßen leicht erlernbare Sprache zu entwerfen, die als Zweitsprache eine internationale Verständigung ermöglicht. Esperanto setzt sich größtenteils aus Wörtern romanischen, germanischen und slawischen Ursprungs zusammen. Die Grammatik ist so einfach wie möglich gehalten. Wie viele Menschen Esperanto weltweit als Zweitsprache beherrschen, ist unklar. Die Schätzungen schwanken zwischen 500.000 und 2.000.000.

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