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Amnesty International gegen Boykott der Olympischen Spiele

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[b]Amnesty International spricht sich gegen einen Boykott der Olympischen Spiele 2008 aus. Warum?[/b] Wir verfolgen die Politik, durch Dialog und Kampagnen öffentlichen Druck herzustellen, um eine Verbesserung der Menschenrechtslage zu erzielen. Seit August letzten Jahres läuft unsere weltweite Kampagne goldfuermenschenrechte.de. So wollen wir öffentlichen Druck auf die chinesische Regierung ausüben. Wenn wir die Spiele boykottieren würden, hätten wir diese Möglichkeit nicht. Durch einen Boykott wird jede Dialogfähigkeit genommen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

[b]Hat sich, seitdem China den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2008 bekommen hat, etwas verbessert?[/b] Die chinesische Regierung hat ein Gesetz zugelassen, das ausländischen Journalisten bis Oktober 2008 die freie Berichterstattung im ganzen Land erlaubt. Dieses Gesetz gilt auch im Vorfeld der Olympischen Spiele. Diese Regelung muss auch eingehalten werden, und wir fordern zum Beispiel, dass jetzt unabhängige ausländische Journalisten nach Tibet und die Nachbarregionen reisen dürfen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Barbara Lochbihler [b]Wie kann man in der noch verbleibenden Zeit Einfluss auf China ausüben?[/b] Wir wollen auf die Regierungen und andere internationale Gremien Einfluss nehmen und erwarten, dass sie sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln für die Verbesserung der Menschenrechte einsetzen. Hier sind auch der DOSB und das IOC gefordert. Sie machen es sich zu einfach, wenn sie behaupten, Sport hätte mit Politik nichts zu tun. Wir erwarten, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun, um bei ihren chinesischen Gesprächspartnern Veränderungen zu erreichen. Auch die Sponsoren für die Olympischen Spiele müssen sich überlegen, was sie tun können, um Veränderung zu erzielen. Diese Woche tagt der UN-Menschenrechtsrat, dem auch China angehört. Die internationale Gemeinschaft muss hier versuchen, von China eine Zustimmung zu erreichen, die Vorgänge in Tibet unabhängig von UN-Gremien untersuchen zu lassen. [b]Wie ist die Lage momentan?[/b] Es gibt sehr viele schwere Menschenrechtsverletzungen in China. Die Bedrohung und Verfolgung von Menschenrechtsaktivisten ist eine davon. Dazu kann ich einen aktuellen Fall schildern. Yang Chung Lin, ein Kritiker der Olympischen Spiele hat gesagt: „Wir wollen Menschenrechte, keine Olympischen Spiele.“ Die Olympischen Spiele würden genutzt, um von der Situation in China abzulenken. Wegen dieser Aussage wurde er nun am Montag zu fünf Jahren Haft verurteilt. Wir fordern seine Freilassung, weil er ein Recht auf freie Meinungsäußerung hat. Er ist ein weiteres Opfer des harten Vorgehens der chinesischen Behörden gegen Menschenrechtsverteidiger im Vorfeld der Olympischen Spiele. [b]Wenn sich in nächster Zeit nichts verbessert, würden Sie dann einen Boykott unterstützen?[/b] Ein Boykott wird sicherlich nicht automatisch zur Verbesserung der Menschenrechtslage führen. Wir dürfen in unserem Engagement nicht nachlassen, deshalb kämpfen wir mit einer weltweiten Kampagne, in der wir unter anderem freie Berichterstattung für inländische Journalisten, die Abschaffung der Medien- und Internetzensur, nachhaltige Schritte zur Abschaffung der Todesstrafe und ein Verbot der Umerziehungslager fordern. Die chinesische Regierung muss verstehen, dass ihre Politik langfristig nicht zur Entwicklung und Stabilisierung des Landes beiträgt.

Text: carla-schif - Fotos: ddp; privat

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