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Mädchen, wieso hasst ihr euren Hintern?

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Die Jungsfrage:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ja, gelegentlich kommt es vor, dass ich auf einer Rolltreppe Richtung Himmel fahre. Dabei bin ich selten alleine - vor und hinter mir fahren Menschen und weil wir in München sind, stehen wir alle auf der rechten Seite und gucken fromm geradeaus. Steht nun aber vor mir ein weibliches Wesen unter fünfzig, kommt es oft zu einer, von mir mehrfach so empfundenen, gespannten Situation. Der Hintern der Dame nämlich, befindet sich dann wegen des Treppencharakters einer Rolltreppe, direkt auf meiner Augenhöhe. Ich sehe ihn vielleicht an, den Hintern, ja wenn ich wollte, könnte ich sogar die ganze Fahrt lang direkt draufstarren, so hängt er vor mir. Frau und Fräulein macht das nervös. Sie wenden und drehen sich, lassen den Hintern zappeln, schieben sich schließlich schräg auf die fahrende Treppenstufe, so dass der Podex meinen Augen enthoben und stattdessen ein Seitenbein präsentiert wird. Dann erst ist Ruhe. Während dieses Rangierens werde ich strafend und von oben herab angeblitzt. Ich kann ja aber nun nichts dafür. Natürlich weiß ich, dass im Gentleman-Handbuch von 1924 steht, dass ein Kavalier angesichts einer zu bewältigenden Treppe immer der Dame voraus eilt, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen. Aber bei einer Rolltreppe im Jahr 2008, erscheint mir das recht mühsam. Außerdem interessieren mich fremde Hosenhintern ja nur in Krisensituationen. Ich weiß schon, dass alle Welt immer ein großes, hihi, Pohei um den Hintern, seine Form und Größe, seine Straffheit und Durchmesser macht, aber als Junge ist man von diesem Wirbel doch relativ unbeeindruckt. Und wir werden garantiert nicht unruhig, wenn ein Mädchen hinter uns Rolltreppe fährt. Euch scheint es hingegen wirklich zu stressen, wenn jemand für eine halbe Minute euren Hintern in Panoramaformat vor sich hat. Warum? Seid ihr immer damit unzufrieden? Oder ist das, wie wenn jemand auf eure Brüste starrt, also irgendwie sexistisch unangenehm? Was denkt ihr so den ganzen Tag über euren Hintern? Und wie verhalten wir uns richtig? Die Mädchenantwort steht auf der nächsten Seite!


Die Mädchenantwort:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Naja, das ist eben so: Die meiste Zeit unseres Lebens wandern wir vergnügt durch die Gegend, denken Gedanken, machen Quatsch oder sprechen mit euch und weiter ist nichts. Wie dabei unser Körper aussieht, ist uns zwar durchaus nicht unwichtig, aber wir überprüfen nicht ununterbrochen, wie sich unser Busen, unser Bauch oder eben auch: unser Po währenddessen verhält. Dann kommen solche Situationen wie die von dir beschriebene. Vielleicht haben wir gerade eben noch in der S-Bahn eine doofe Frauenzeitschrift durchgeblättert und dort den großen „Welcher Jeans-Typ sind Sie“-Test gemacht. Oder wir haben am Morgen beim Duschen festgestellt, dass die Haut an den Pobacken auf einmal ein lustiges Faltenmuster wirft. So steigen wir aus der U-Bahn, sehen aus den Augenwinkeln einen nett dreinblickenden Jungen, der sich hinter uns stellt und werden auf einmal fürchterlich unsicher und unser Hintern, der in unserer Vorstellung ungefähr zwei Zentimeter vor eurem Gesicht herumbaumelt, wird zu einem sehr großen Gedanken in unserem Kopf. Unser Verhältnis zum Po kann man nicht wirklich als „intim“ oder „wohlwollend“ beschreiben. Er hängt da halt hinten an uns dran und deshalb können wir schlecht sehen, was er in unserem Rücken so veranstaltet. Gleichzeitig haben wir aber mitbekommen, dass der Hintern beim Rennen um die erogenste Zone des weiblichen Körpers in den letzten Jahren anscheinend rasant aufgeholt hat. Nur: Was genau nun als erotisch und erstrebenswert gilt, das wissen wir immer noch nicht so gut. Ist es jetzt der Apfel? Die Birne? Die Abstellfläche für die Getränke kleinerer Cocktail-Gesellschaften? Ach, ach! Ich zum Beispiel habe einen eher kleinen Popo und war darüber die längste Zeit meines Lebens nicht unglücklich. Bis ich eines Tages von einer rührigen Frauenzeitschrift darauf aufmerksam gemacht wurde, dass ich damit möglicherweise an einem zu flachen und daher mich alt machenden Exemplar litt. Ich hab mich davon selbstverständlich einige Wochen ordentlich verrückt machen lassen und sogar erwogen, mich fortan nur noch im seitlichen Krebsgang durch die Gegend zu bewegen. Aber kein Mensch kann sich wochenlang über sein fehlendes Po-Volumen aufregen, also habe ich es irgendwann gelassen. Trotzdem nagt bei dem Thema Po eine enorme Unsicherheit in uns Mädchen und wir wünschten uns, dass da nicht auch noch ein wildfremder, junger Herr an einem hundsgemeinen Morgen auf der Rolltreppe drauf starrt. Dass das nicht immer möglich ist, wissen wir ja auch. Und deshalb wurschteln wir uns dann in solchen von dir beschriebenen Situationen so hin, dass nicht mehr unser Hintern euer Haupt-Augenmerkmal sein soll, sondern unser geradezu atemberaubend hübsches Profil. penni-dreyer

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