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Das Gegenteil von einem Löwen? Philosophen lösen deine Probleme

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Was dem Bauern hilft, dachte sich Alexander George, muss auch dem Philosophen einen Dienst leisten können. "Vor ein paar Jahren bin ich im Internet über eine Seite gestolpert, auf der sich Hirten Tipps holen können, wie man mit kränkelnden Schafen umgehen sollte", erinnert sich der Professor für Philosophie am Amherst College in Massachusetts, USA. "Ich war sofort überzeugt, dass das Internet auch der Philosophie auf ähnliche Weise helfen kann." Dies war die Geburtststunde von askphilosophers.org, einer Website, auf der Philosophen seit zwei Jahren die Fragen von jedermann beantworten.

Etwa: Gibt es einen moralischen Unterschied zwischen Abtreibung und der Tötung eines Neugeborenen? Oder: Was ist das Gegenteil von einem Löwen? Und: Ist Homosexualität moralisch vertretbar? "Die Philosophie ist von einem Paradoxon umgeben", sagt Alexander George. "Einerseits wird jeder Mensch während seines Lebens mit philosophischen Fragen konfrontiert, andererseits haben nur sehr wenige die Möglichkeit, etwas über Philosophie zu lernen." AskPhilosophers versucht diese Lücke zu schließen: Ausgebildete Philosophen stellen ihr Wissen in den Dienst der Öffentlichkeit. Sie versuchen, eben jene Fragen zu beantworten, von denen George spricht. "Es gibt nicht immer eine klare Ja- oder Nein-Antwort", sagt der 49-Jährige. "Aber darum geht es auch nicht. Wir wollen Leuten lediglich beim Selberdenken helfen." Häufig antworten mehrere Philosophen unterschiedlich auf eine Frage. Auf die Frage, warum ein gütiger, allwissender und allmächtiger Gott das Böse zulässt, gab es acht verschiedene Antworten.

Alexander George "AskPhilosophers soll zwar kein Diskussionsforum sein - dafür haben wir die Askphilosophers Group eingerichtet –, aber wir ermutigen die Mitarbeiter, kontroverse Antworten zu geben", so George. Die drei Dutzend freiwillig mitarbeitenden Philosophen haben während der letzten zwei Jahre 1.755 Fragen mit 2.329 Beiträgen beantwortet. Es sei kein Problem, Mitarbeiter zu gewinnen, sagt Alexander George. Unter seinen Helfern finden sich deshalb renommierte Akademiker wie Peter S. Fosl oder der im November diesen Jahres verstorbene Epistemologe Peter Lipton. "Philosophen glauben im Normalfall an die Wichtigkeit und Relevanz von Philosophie für die Öffentlichkeit", sagt George. "Philosophie ist nicht wie theoretische Physik." Aus dem Kontext der Fragen kann man ersehen, dass Menschen jeden Alters an AskPhilosophers herantreten. "Ich weiß von 6-Jährigen und von 60-Jährigen, von gut und schlecht Ausgebildeten", sagt Gründer Alexander George. "Außerdem kann man an der Sprache sehen, dass ein großer Teil der Fragesteller nicht englischsprachig ist und Probleme hat, die richtigen Worte zu finden." Um aber dennoch breites Publikum zu erreichen, haben sich die Philosophen, die für AskPhilosophers schreiben, verpflichtet, Fachjargon zu meiden. "Dass Genauigkeit Fachsprache benötigt, ist ein Missverständniss. Genauigkeit benötigt Strenge und Klarheit der Sprache", sagt Alexander George. "So kann das Internet der Philosophie und der Öffentlichkeit genauso helfen wie dem Schafhirten." +++ Bei Heyne ist eine Auswahl der besten Fragen und Antworten in deutscher Übersetzung erschienen: Alexander George (Hg.): Was ist das Gegenteil von einem Löwen? Philosophen von heute beantworten außergewöhnliche Fragen.

Text: hannes-kerber - Bilder: oH, Screenshot

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