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Griasseich die Madln! Zwei mal zwölf Punkte für Austria

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1. Die Autorin Österreich und seine Bewohner haben einen Hang zur liebenswerten Eigenheit, das weiß man spätestens seit Friedrich Torbergs komischen Notizen aus Wien. Der Unbeteiligte, der die österreichische Oberfläche vom Skilift oder der Brennerautobahn aus betrachtet, kann die Vorgänge im Knödel-Karzinom Europas meist nicht ansatzweise deuten. Sehr zu empfehlen ist deswegen ein neues Buch, das Austria-Phänomene zwischen Kasperl und Petzi, K. u K., Almdudler und Opernball deutet und erklärt. Die Autorin Andrea Maria Dusl, Kolumnistin der Wiener Stadtzeitung "Falter", schreibt in einem hervorragend unterhaltsamen Stil über ihr Land und seine kleinen und großen Komplexe. Dabei beschränkt sie sich gar nicht auf das Feixen und Feststellen, sondern analysiert ganz munter wissenschaftlich und geschichtlich, und zum Teil mit erstaunlichen Ergebnissen: Wien liegt gar nicht an der Donau, das politische Trauma der Österreicher wird von Balkonen geprägt, die wahren Farben Österreichs sind nicht rot-weiß-rot, sondern eine Melange aus Extrawurst-Rosé und Gösser-Bier-Grün. Es ist eigentlich gar kein lustiges Buch, wären nicht die Österreicher an sich lustig. Frl. Dusl hält sich zurück und beschreibt, der Leser schmunzelt sich von Kufstein nach Kärnten und zurück. Ein insgesamt sehr erfreuliches Werk und ein arg feines Geschenk für alle, die beim Wort „Paradeiser“ schwach werden.

Die Österreichische Oberfläche von Andrea Maria Dusl ist im Residenz Verlag erschienen. Auf der nächsten Seite Empfehlung Nummer 2: Clara Luzia, Folksängerin mit Format.


Die Musikerin Eine andere erstaunliche Wienerin ist die Folksängerin Clara Luzia, die gerade ein neues Album vorgelegt hat, das in der allgemeinen Veröffentlichungs-Flut leicht untergegangen wäre. Es ist sehr leise und melancholisch, was die Dame da mit berückender Stimme vorträgt, begleitet von einer vielseitigen, kleinen Folkband. Es ist kleine Musik, aber man verliebt sich darein, in jedes Lied einzeln und unbedingt. Es macht Spaß, dass es so was dann doch wieder gibt: Glockenspiele so unmittelbar eingesetzt, als hätte noch nie jemand vorher ein Glockenspiel benutzt, und das gleiche gilt für die Traurigkeit und Toughness von Clara Luzia. „Musik für Menschen, die reinen Herzens und trotzdem nicht naiv sind“, stand in der bereits erwähnten Wiener Stadtzeitung „Falter“ über Clara Luzias Debütalbum vor zwei Jahren. Das stimmt, und es ist noch viel mehr als nur ein kleiner liebenswerter Folk-Act, den man den paar wirklich wichtigen Menschen, die man hat, mit Nachdruck empfiehlt. Clara Luzia ist nicht nur ganz nett, sondern hat ein Format, das sie problemlos neben die Songwriter-Damen befördert, die derzeit auf den Musikzeitschriften vorne drauf sind. Meint: Diese herrliche Platte hat sehr wenig von Österreich und sehr viel von der restlichen Welt. Zum gefälligen Mitverlieben bitte dieses wunderbare Stück namens "Morninglight" beachten:

"The Long Memory" von Clara Luzia ist in Deutschland beim Plattenlabel „Unterm Durchschnitt“ erschienen.

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