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Von Bayreuth nach Beirut

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Oliver Scheel, 32, und Wulf Wilde, 39 Was war Eure längste Fahrradtour bisher? Wir sind beide schon mal unabhängig voneinander durchs Baltikum geradelt. Das waren so um die 1500 Kilometer und dauerte drei Wochen. Allerdings war das sehr entspannt – wir sind nicht jeden Tag gefahren und haben viele Pausen gemacht. Das könnte dieses Mal anders werden. Wie lange dauert es von Bayreuth nach Beirut? Wir haben eine Reisezeit zwischen 40 und 50 Tagen veranschlagt. Zehn Tage sind also variabel. Vielleicht ergeben sich an manchen Orten, Möglichkeiten interessante Geschichten zu schreiben. Vielleicht wird auch mal einer krank. Ein bisschen Luft muss also drin sein. Das sind immerhin fast 100 Kilometer pro Tag. Und im Oktober könnte es auf dem Balkan auch ziemlich ungemütlich werden… Ja. Deswegen werden wir vor allem am Anfang versuchen, viele Kilometer gut zu machen. Wie lange plant ihr denn, pro Tag zu radeln? Wir planen so vier bis fünf Stunden ein. Manchmal vielleicht auch sechs. 50 Tage Radfahren sind nicht gerade ein Wellness-Urlaub. Warum macht ihr so etwas? Eigentlich wollten wir schon letztes Jahr in den Libanon fahren. Da kam allerdings der Karikaturenstreit dazwischen und wir haben die Reise abgeblasen. Nachdem dann im letzten Jahr Bomben auf Beirut fielen, haben wir beschlossen, auch Geld mitzubringen. Außerdem waren wir beide letztes Jahr in Pakistan und haben über die Folgen des Erdbebens berichtet. Das war ein Schlüsselerlebnis – Pakistan hat nicht gerade den besten Ruf, aber wenn man vor Ort ist, lernt man das Land von einer ganz anderen Seite kennen. Der Libanon ist ja politisch nicht gerade ein einfacher Ort. Was wisst Ihr über das Dorf, dem ihr das Geld bringt? Wir wollten eine seriöse Adresse haben und sicher gehen, dass das Geld in die richtigen Hände fließt. Die deutsche Botschaft in Beirut hat uns dann das Kinderprojekt "Insan School" empfohlen, das Flüchtlingskinder von der Straße holt und ihnen ein Ernährungsprogramm und Schulbildung gibt. Woher kommt das Geld? Auf unserer Webseite www.bayreuth-beirut.de ist ein Spendenkonto eingerichtet. Wir verkaufen jeden Kilometer, den wir zurücklegen, für einen Euro. Außerdem wird am 8. September noch eine Charity-Party stattfinden, bei der die Eintrittsgelder komplett gespendet werden. War es schwierig, das Projekt zu organisieren? Man braucht mehr Vorlauf als man denkt. Man muss überhaupt erst einmal eine Bank finden, die es einem gemeinnützigen Verein ermöglicht, ein Konto zu eröffnen. Dann die Bürokratie: Wir haben zuerst den Verein "Brücken schlagen für Kinder" gegründet, dann muss man zum Notar und zum Amtsgericht. Und finde mal einen Raum in Köln, in dem man zu günstigen Konditionen eine Party veranstalten kann. Mögliche Sponsoren wollen immer Presse haben, die Presse denkt, das ist nichts, wenn keine Sponsoren da sind. Da dreht man sich im Kreis, bis das endlich mal in die richtige Richtung geht. Aber jetzt ist alles in den richtigen Bahnen, und wir wollen dieses Projekt langfristig unterstützen. Wenn alles gut läuft, werden wir nächstes Jahr das nächste Projekt in Angriff nehmen.

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