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Mädchen, wen imitieren eigentlich eure Fake-Orgasmen?

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Ob in Frauen- oder Männerzeitschriften, Feministinnenforen im Internet oder den Mittagstischunterhaltungen der Damen Carry Bradshaw und Samantha Jones – über das Vortäuschen von Orgasmen wird ganz viel parliert. Da ist dann immer die Rede davon, dass Sex nicht in Leistungssport und in Folge dessen in Schauspielerei ausarten dürfe, und man um dem vorzubeugen doch lieber in offenen Gesprächen eure Vorlieben und Bedürfnisse ergründen solle. Und überhaupt sei euch Mädchen der Höhepunkt für die Prädikatsvergabe „guter Sex“ gar nicht so wichtig wie uns triebgesteuerten Jungs. Diese Diskussion, ob ihr schauspielern sollt oder nicht, ist uns aber trotzdem relativ egal. Klar, wir wissen, Scheinstöhnen existiert und – die Menge des Geredes lässt es jedenfalls vermuten – ist wahrscheinlich sogar recht weit verbreitet. Allerdings nie in unserem ganz persönlichen Fall. Da ist ein Anlass dafür selbstverständlich nie gegeben, und selbst wenn gespielt wird, würden wir es gar nicht merken (wollen). Viel mehr frage ich mich – wahrscheinlich auch, weil ein solches Tun für uns Jungs in so weiter Ferne liegt – woran ihr euch bei euren Darbietungen eigentlich orientiert. Wem atmet, räkelt, ächzt und stöhnt ihr nach, wenn ihr uns was vormacht? Euch selber? Begebt ihr euch auf eine geistige Reise zu lustvolleren Abenden und lasst eure eigenen ekstatischen Schreie vor eurem inneren Ohr Revue passieren, um sie dann zu neuem Leben zu erwecken? Seid ihr also euer eigenes Vorbild? Oder schwirren die altbekannten, von Filmen und Fernsehserien vorgegaukelten Geilheitsideale durch euren Kopf, mit denen ihr gleichzuziehen versucht? Mädchen, was ist eigentlich euer Fake-Orgasmus-Vorbild? Auf der nächsten Seite kannst du die Mädchen-Antwort lesen


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ja, zugegeben, mitunter täuschen wir einen Orgasmus vor. Nicht immer und natürlich nicht jedes Mädchen, aber der Durchschnitt tut es. Aus einem einfachen Grund: manchmal wollen wir gerne mitspielen bei dem, was ihr gerade tut auch wenn uns gerade die verdammte Steuererklärung im Kopf steckt und keine seligen Gefühle aufkommen wollen. Und weil es manchmal einfacher ist, ein bisschen rumzustöhnen, als zu erklären, dass alles gar nicht so schlimm, voll okay, wir sowieso nie durch reines Reingestecke zum Orgasmus kämen, es morgen ja nachholen könnten, etc.pp. Und wie wir das machen? Relativ einfach: jede Zwölfjährige kennt die Harry und Sally-Szene am Cafe-Tisch. Wir wissen, wie so ein Orgasmus aufgebaut ist. Wir wissen, wie die Schauspielerinnen in jugendfreien Filmen stöhnen, wenn sie Lust meinen. Aus Pornos wissen wir, dass die Frauen dort offensichtlich eine einzige erogene Zone sind und schon hysterisch juchzen, wenn der Macker sie gegen den Fensterrahmen drückt. Und aus eigener Erfahrung wissen wir, wo unser Geräuschpegel ungefähr verortet ist. Aus diesem sekundären und primären Quellen basteln wir uns dann unseren persönlichen Fake-Orgasmus zusammen und der geht ungefähr so: Langsam anfangen, bisschen wilder werden, sehr wild werden, aufschreien, stöhn, stöhn, ächz, ächz, uff, fertig, ausatmen. Erschöpft und irgendwie auch freudig aufgelöst, lassen wir uns auf die Matratze fallen und fertig ist die Laube. Klar, schlimm und so. Aber euch ist es ja sowieso wurscht. Und uns die paar mal, die wir das machen, eigentlich auch. penni-dreyer

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Dieser Text ist Teil der jetzt.de-Sonderausgabe zum Thema Kopieren.

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