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Alle boy, alle geil

Text: Berufsjugendlicher







Anbei einige Schwanzpics zum Sammeln und Tauschen!



Seit drei Monaten verdiene ich mir meine Studiengebühren im Sexshop. Ein ganz und gar anständiger Job, von einigen Details mal abgesehen. Außerdem bin ich gerne überzeugt von den Produkten, die ich verkaufe. Und mit schwuler Pornographie kenne ich mich aus, seit Jahr und Tag. Geradezu erschreckend manchmal, wenn man „Filme“ datieren kann und die dazugehörige Firmengeschichte des Studios kennt. Aber ich gehe den Dingen halt gerne auf den Grund. Allerdings hat mein Interesse in letzter Zeit stark nachgelassen, ist ja klar, den ganzen Tag alle boy, alle geil, ist ja auch langweilig auf die Dauer. Inzwischen treten soziologische Fragen in den Vordergrund. Was sind das für Leute, die sich drei Stunden in einem Laden Porno-Cover angucken, um dann doch nichts zu kaufen? Männer wie Du und Ich.

Es gibt doch diesen Witz...(eigentlich mag ich Witze nicht): „Kaufen sie jetzt das komplette Internet, festgehalten an einem Tag Ihrer Wahl, auf nur 50 DVDs! -Alternativ auch ohne Pornographie auf einer CD-Rom-“








Porno ist natürlich auch Ausbeutung. „Das kapitalistische Reich Gottes des neurotisierten Triebes ist die Farce der sexuellen Emanzipation.“ (Heinz-Joachim Heydorn) Ich bin ja schon froh, als alter Feminist, dass ich mich beim gay-porn nicht mit der Rolle der Frau auseinandersetzen muß. Das hätte mir einige Stunden (naja, Minuten) der Freude verdorben. Allerdings bleibt auch so nach dem Konsum von diversen Paarungsaufnahmen ein gewisser schaler Geschmack zurück (nein, bitte nicht zweideutig lesen!). Das hängt zum einen mit dem Zustand des realen Sexuallebens zusammen, oder mit überzogenen Erwartungen an die menschliche Anatomie, die man in der Regel selbst nicht erfüllt, oder mit der Tatsache, dass die Skaterboys vom Marktplatz nebenan im echten Leben eher willig sind dich blöd anzumachen, als eine Orgie zu starten.








In diesem Spannungsfeld von Widersprüchen lüg ich mir persönlich am liebsten in die Tasche, dass es hier um Kunst geht. Die originellsten Geschichten, das beste Licht, die flinkeste Zunge, der hübscheste Schwanz, ganz wie beim Oscar halt. Ansonsten gilt wie bei Allem im Leben: die Dosis macht das Gift. So, und ich geh jetzt erstmal wieder Dildos abstauben.

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