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Meine erste schlimme WG: das Bad und die Geräusche (3)

Text: Jazzkalender
Das Bad.



Kann man sowas überhaupt beschreiben? Es hat Tageslicht. Es hat fliessendes, warmes Wasser. Es gibt eine funktionierende Toilette und eine Badewanne. Was will man mehr?



Ich beschwere mich hier auf hohem Niveau. Ich weiß. Es gibt so viele Menschen, die haben nicht das Glück in einer Industrienation zu leben, nein, sie haben noch nicht mal Zugang zu sauberen Wasser.



Ignoriere einfach, die Flecken auf den Fliesen und auf dem Boden, die Haare, die schmutzigen Handtücher, die Zahnpasta-Spritzer auf dem Spiegel (er hängt eh zu hoch, ich kann nur meinen Haaransatz sehen), das Dübeldesign in den Kacheln überall, das provisorische gelbe Plastik-Wellblech vor dem Fenster, damit man nicht auf die Dusche sieht, all das könnte ich ignorieren, wenn da nicht noch der letzte Tropfen wäre.. der bekanntlich das Fass zum überlaufen bringt: Die Geräusche.



Jeden Morgen wache ich auf, weil jemand denkt, er müsse sich ungelogen 20 Minuten im Bad verschanzen und seltsame Geräusche machen. Ich will gar nicht wissen, was hinter dieser Tür passiert.



Da werden Nasen hochgezogen, da wird das letzte aus der Lunge geholt und in die Toilette gespuckt unter lautem Röhren und Husten...



Als ich mich mal erdreistet hab, das Bad zu putzen, wurde ich natürlich von der Seite angepflaumt. Was mir denn einfiele? Ich würde hier nicht wohnen, das Bad wäre doch erst vor drei Wochen geputzt worden, das wäre ja peinlich, wenn ich hier als Gast die Fliesen schrubben würde.





Ich hab es nochmals geschrubbt. Es waren nur mein Freund und ich in der WG. Eine himmlische Woche. Seitdem hab ich es aufgegeben und dusche wenn es irgendgeht in meinem frisch renovierten und blitze-blanken-Bad. Es ist winzig, die Fliesen mögen im 80er Jahre Design grün sein und es hat auch nur ne Dusche und keine Badewanne aber ich fahre gerne 8 km weiter weg.



Einmal hab ich so dringend gemusst, dass ich an die Tür klopfte und meinte ich müsse mal kurz ins Bad, wäre aber gleich wieder draußen. Nach 10 Min. weiteren Nase hochziehen und Wasser laufen lassen und ins Bad würgen wurde unter lautem Raunen und Stöhnen "Man sei hier ja auch kein D-Zug" missmutig das Bad freigemacht. Leider kannte ich das von noch keiner WG davor, weshalb ich nur blöd dreinschauend die Tür hinter mir verschlossen hab.



Auf die Frage: Was macht Dein Mibewo eigentlich im Bad? bekam ich nur die Antwort: Das weiß keiner so genau. Er ist halt ne Diva und braucht lange.



??

Diva?

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