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Der Millionen Dollar Junge

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Ein wenig von Alex Tew steckt in jedem von uns: Ein 21-Jähriger, der gerade zu studieren begonnen hat, immer zu wenig Geld hat und in den Vorlesungen sich manchmal nicht wirklich auf das konzentrieren kann, was der Professor da vorne gerade erzählt. Zu viele andere Ideen gehen ihm durch den Kopf. So ist Alex Tew. Er ist kein Rockstar, sondern ein gewöhnlicher Student der Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Nottingham. Gerade deshalb sind viele Studenten auf der ganzen Welt neidisch auf ihn und seine Helden-Geschichte aus den Zeiten von Web 2.0: Im Sommer 2005 stellt Alex die Million Dollar Homepage ins Netz. Dort verkauft er eine Million Bildpunkte als Werbefläche für jeweils einen Dollar pro Pixel. Die Idee funktioniert, Anfang diesen Jahres ist der Student Millionär, Medien aus aller Welt berichten über ihn. Doch Alex Tew ist tatsächlich der netter Junge aus England geblieben, der gerade auf dem Weg ist, eine zweite Million zu verdienen. Wieder mit einer ganz einfachen Idee. Wer ist dieser mittlerweile 22-Jährige, der den Weg vom Studenten zum Superstar in weniger als einem Jahr zurückgelegt hat?

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Bevor wir auf Deine neuen Pläne kommen, müssen wir über die Million sprechen. Was war das erste, was Du Dir von dem Geld gekauft hast? Zuerst habe ich meinen Eltern einen Urlaub bezahlt und dann habe ich mir diese sehr teuren, aber wahnsinnig haltbaren Socken gegönnt, die ich schon ewig haben wollte. Aber den größten Teil habe ich angelegt, mir eine Wohnung gekauft und einen Urlaub in Australien gemacht. Das klingt alles so vernünftig, wenigstens hast Du Urlaub gemacht. Du hättest Dich doch auch für länger auf die faule Haut legen können. Das stimmt, aber ich im tiefesten Inneren bin ich Entrepreneur durch und durch. Seitdem ich acht Jahre alt bin, wache ich immer mal wieder nachts auf, weil ich einen besonderen Einfall habe … … so wie jetzt wieder mit Deiner neuen Idee Pixelotto? Naja, das war ein wenig anders. Auf die Idee bin ich gekommen, nachdem ich mir ein paar Monate eine Auszeit genommen hatte, eben in Australien war und mir anschließend unterschiedliche Investionsangebote angeschaut habe. Wieder geht es um Pixel: Doch dieses Mal müssen Werbekunden zwei Dollar pro Bildpunkt zahlen. Dafür können sie auch sicher sein, dass ihre Werbung, die sie auf ihrer Pixelfläche platzieren, auch wirkt. Zwar kann jeder Besucher von Pixelotto am Tag nur zehn mal klicken, aber diese Klicks sind Einsendungen in ein großes Preisrätsel. Wenn alle Pixel verkauft worden sind, wird nämlich eine Werbung ausgelost und all jene, die auf diese Werbung geklickt haben, nehmen an einer großen Verlosung teil – um eben eine Million Dollar. Zusätzlich bekommt der Gewinner 100.000 Dollar, die er einem guten Zweck seiner Wahl spenden kann. Den Rest der zwei Millionen behält Alex. Warum betonst Du den karitativen Zweck bei Pixelotto so sehr? Aus Marketinggründen? Nein. Mir geht es darum, aus normalen Internetnutzern Millionäre zu machen – und auf diesem Weg noch 100.000 Dollar für einen guten Zweck auszugeben, erscheint mir eine wunderbare Ergänzung. Ist doch gut, wenn möglichst viele Leute von dem Geld der Anzeigenkunden profitieren. Du hast also keine politischen Ambitionen? Von der ersten Million habe ich zwar auch einiges gespendet, aber erstens rede ich da nicht so gerne drüber, und zweitens gings mir dabei nicht um Politik. Ich will Geschäftsmodelle entwickeln – und ganz normale Leute zu Millionären machen. Millionär zu sein, hat auch unangenehme Seiten. Als die Million Dollar Homepage gerade richtig erfolgreich wurde, wurde sie gehackt … … diese “distributed denial of service" (DDOS) attack war sehr unerfreulich, aber auch kein Weltuntergang. Du wurdest aber immerhin bedroht, sogar das FBI hat ermittelt. Und auch nichts Handfestes herausgefunden, es wird darüber spekuliert, dass diese Attacke aus Russland kam, aber Genaueres weiss man nicht. Hast Du keine Angst? Sagen wir mal so: Das bereitet mir keine schlaflosen Nächte, anders als manche guten Einfälle. Internet-Nutzer auf der ganzen Welt sind neidisch auf ihn und Alex Tew reagiert darauf, indem er sie zu Millionären machen will. “Das ist eine brilliante Idee”, lobt selbst einer seiner ehemaligen Dozenten an der Universität von Nottingham. Und das obwohl Alex Tew nicht mehr dort studiert. Eigentlich wollte er mit der Million Dollar Homepage sein Studium finanzieren, doch nach nur nur einem Semster hat er die Uni bereits wieder verlassen und ist nach London gezogen, wo er inzwischen sogar ein paar Angestellte beschäftigt, die zum Beispiele seine Pressearbeit erledigen. Außerdem wohnen viele seiner Freunde hier und in London sind eben auch Banken und Investoren, hier wird mit dem Internet Geld verdient. Das interessiert ihn mehr als die Vorlesungen in Nottingham. Was würdest Du sagen: ist es besser, die Uni zu schmeissen und sein eigenes Ding zu machen? Das muss jeder für sich selber entscheiden. Ich wollte zur Uni gehen, um mehr über die Wirtschaft zu lernen und meine eigenen Chancen zu verbessern. Durch den überwältigen Erfolg der Million Dollar Homepage habe ich aber soviel gelernt, kein berufsnahes Training hätte besser sein können. Ich hatte das Gefühl, ich lerne hier mehr als in irgendeiner Vorlesung. Was anwortestest Du eigentlich denen, die sagen: “Mist so eine gute Idee wie Alex hätte ich auch gerne gehabt”? Ich würde jedem raten, der tatsächlich ein erfolgreicher Entrepreneur werden will: “Lass dir was einfallen. Denk nach.” Ich hab ständig neue Ideen, aber natürlich sind nicht alle so gut wie die Million Dollar Homepage oder Pixelotto. Aber man muss so lange mit Ideen rumspinnen, bis man einen exzellenten Einfall hat. Und wie kriegt man gute Ideen? Ich habe, wie gesagt, schon immer einfach gute Ideen gehabt, schon als kleiner Junge. Aber am wichtigsten, ist meiner Meinung nach, die Augen offen zu halten. Schau dir an, was die Leute um dich herum tun, und überleg dir, ob man das nicht einfacher machen kann.

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