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Wie es ist fürchterlich langweilig zu sein.

Text: Paul_Niemand
Die Ferien sind schon wieder viel zu lang. Viel zu viel Zeit in der du nichts tust. Die Liste der besten Usertexte bei jetzt kommst du jeden Tag bis Seite 6 und überhaupt ist alles ziemlich öde. Die Wohnung schon lange viel zu groß weil die neuen Mitbewohner noch nicht eingezogen sind und keiner da ist, den man einfach mal so anrufen könnte weil die dann denken würden dir wäre langweilig. Das geht natürlich nicht.

Zuhören müssen wie Bekannte dir von tollen Erlebnissen erzählen

während du selber an deinen Fingernägeln kauend in deinem Zimmer rumdeprimierst. Vielleicht gibt es dann auch noch die EINE, die gesagt hat, dass sie sich melden will, dich aber schon seit drei Tagen warten lässt. Selber anrufen wäre uncool, geht also auch nicht.

Du sitzt also da und denkst darüber nach, wie du dir selbst all diese miesen, fiesen Gedanken aus dem Kopf schlagen könntest und überhaupt dein Leben mal wieder richtig in den Griff kriegst.

Warum musst du eigentlich immer deine Freunde zur coolen Poesie-Lesung, ins Kino oder einfach mal zum Kaffee-Quatschen einladen?



In deinem kleinen deprimierten Hirn macht sich also langsam die

Erkenntnis breit, dass erstens deine Anwesenheit nicht sonderlich

erquickend sein kann und zweitens du auch anderweitig ziemlich langweilig sein musst, denn sonst würden dich ja tausend Leute zu coolen Dingen einladen weil du immer so intelligente Kommentare dazu drauf hättest.

Hast du aber nicht. Beim Kaffee magst du es eben auch mal nur die Hände an der Tasse und die Seele am Zusammensein zu wärmen. Am tollsten ist eigentlich auch immernoch einfach nur zusammen auf der Couch zu liegen und Musik zu hören, einfach ein bisschen Zeit zusammen zu verplempern. Dazu kannst du natürlich niemanden einladen. Ist ja uncool. Und langweilig.



Da du die Erkenntnis, dass du langweilig bist auch nicht zum ersten mal hast, hast du dir in der Vergangenheit also auch unheimlich coole Hobbies gesucht. Du liest, du singst, du schreibst Gedichte, vielleicht malst du oder du kannst das Lebenswerk von Erich Fried frei rezitieren. Toll. Nur interessiert auch das noch keinen. Außerdem macht dir das zwar alles schon Spaß, nur fehlen tut dir eigentlich was anderes.

Ein bisschen Nestwärme vielleicht. Zu wissen, dass da Menschen immer für dich da sind. Wenn du nachdenkst, stellst du fest, dass da vielleicht auch welche sind. Aber warum können sie das nicht einfach mal ein bisschen öfter zeigen?



Denn eigentlich brauchst du nur sehr wenig um gluecklich zu sein.

Ein warmer Koerper neben dir auf den freien 70cm, der auch gerne mit dir Fruehstueckt und dann vielleicht ein bischen Kurzweil fuer zwischendurch. Luft und Liebe, mehr brauchst du nicht. Ist das denn so schwer zu finden?

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