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Viel Nichts um Rauch: Keine Kippen mehr in Europa

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Irland: Andrew Lillis (24), Raucher, aus Dublin:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Es ist unglaublich, was sich in den Pubs und Clubs hier verändert hat, seit das Rauchen verboten ist. Als das Verbot angekündigt wurde, waren die Pub-Besitzer in heller Aufregung, die Kunden beschwerten sich und alles protestierte. Die Leute sagten, sie fühlten sich in ihren Rechten verletzt, sie kündigten das Ende der irischen Pub-Kultur an. Innerhalb weniger Monate ist die ganze Wut verschwunden. Niemand beklagt sich, die Pubs sind voll wie eh und je. Nach über zwei Jahren sind sich alle einig, dass es mit Rauchverbot besser ist als ohne. Es ist gesünder für jeden und man wacht am Morgen nach einem Ausgehabend nicht mehr mit Teergeschmack im Mund auf. Viele Leute wollten schon längst aufhören zu rauchen, das Verbot hat nun alle dazu gezwungen, ihren Zigarettenkonsum deutlich runterzuschrauben. Auch ich rauche nur noch die Hälfte, seit ich zum Rauchen vor die Tür muss. Das einzig Negative am Rauchverbot ist, dass in den früher verqualmten Pubs jetzt Körpergerüche dominieren. Wer in einen der alten Dubliner Pubs geht, sollte gewappnet sein: Es duftet, naja, nicht gerade nach Rosen.“ Norwegen: Kathrina Sjøberg (19), Raucherin

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Ich rauche, obwohl Zigaretten hier in Norwegen sehr teuer sind – eine Schachtel kostet zwischen 70 und 80 Kronen, also etwa zehn Euro. Als das Raucherverbot im Juni 2004 eingeführt wurde, waren ziemlich viele Leute genervt, aber wirkliche Aufstände gab es deswegen nicht. Einige Pubs haben nach Einführung des Verbots vor dem Eingang kleine Häuschen oder Wohnwagen aufgestellt, in denen man rauchen konnte, allerdings kam es bald zum Streit, ob man das wirklich als draußen zählen konnte oder nicht.“ Schottland: Elke Schmidt (29), Nichtraucherin aus Glasgow

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Ich gehöre zu denen, die sich auf den 23. März 2006, den Beginn des Rauchverbots, gefreut haben, obwohl ich keine militante Nichtraucherin bin. Die erste SMS, die ich an diesem Morgen bekomme: Eine Freundin fragt mich, ob ich heute Abend mitkomme, um die Einführung des Rauchverbots zu feiern. Wenn ich jetzt mal zum Urlaub daheim in München bin, kann ich kaum glauben, wie viele Menschen dort rauchen. Die rauchende Fraktion in Schottland ist jedenfalls sportlicher geworden: In regelmäßigen Abständen verschwinden die Raucher zu einem Spaziergang. Und Sport in der Gruppe macht ja bekanntlich besonders viel Spaß.“ Schweden: Cecilia Grufman (22), Nichtraucherin, stammt aus Schweden, lebt aber seit eineinhalb Jahren in München

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Hier in Deutschland rauchen viel mehr Leute als in Schweden. Das merke ich vor allem, wenn ich eine Zeit lang in Schweden war und dann hier ausgehe. Dass man in München sogar in der Uni rauchen darf, finde ich ganz schön ekelhaft. Am ersten Wochenende nach Einführung des Rauchverbots war ich abends in einem Club. Mitten im Raum stand eine Art Glaskäfig, in dem die Raucher standen. Da drinnen durften sie zwar rauchen, aber nicht trinken. Um den Kasten herum standen die Nichtraucher und konnten sie beobachten wie Tiere im Zoo, total komisch. Dass man jetzt überall zum Rauchen vor die Tür gehen muss, stört aber fast niemanden: Die Bars sind genau so voll wie vorher, kaum jemand beschwert sich und viele meiner Freunde haben das Rauchen aufgehört. Rauchen wird langsam uncool. Eine neue Ersatzdroge, vor allem unter schwedischen Jungs, ist der „Snus“, also Kautabak. Das ist für die Umgebung auf jeden Fall angenehmer. Hauptsache, sie vergessen nicht, den Tabak auszuspucken, bevor sie ein Mädchen küssen wollen . . .“ Italien:Cristina Landello (26), Raucherin, arbeitet in einem Hotel in Lignano.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Der erste Abend nach Einführung des Rauchverbots war schlimm. Es gab plötzlich kein anderes Gesprächsthema mehr. Das ist jetzt eineinhalb Jahre her. Mittlerweile stört es kaum noch jemanden, zum Rauchen auf die Straße zu gehen. Als ich letztens mit ein paar Kollegen in Slowenien in einem Restaurant war, sind wir alle nach dem Essen aufgestanden und haben vor der Tür geraucht. Bis uns jemand sagte, dass wir auch im Lokal rauchen dürften. Auch wenn es früher angenehm war, nach dem Essen am Tisch zu rauchen: Ohne Rauch ist es schöner in den Cafés. Es gibt hier in Italien aber auch Lokale, in denen man inoffiziell rauchen darf. Dort stehen das ganze Jahr über Weihnachtsdekorationen auf den Tischen. Die kann man auseinander nehmen und hat dann zwei Behälter – im einen ist Wasser, in den anderen ascht man. Wenn eine Kontrolle kommt, löscht man die Kippe im Wasser und steckt die Dekoration wieder zusammen.“ Fotos: privat

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