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Die Einladung: Worauf Millennials warten

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Ein beträchtlicher Teil der Aufmerksamkeit eines Gentlemans gilt traditionell der Aufnahme in einen elitären Herrenclub. Über sie entschied früher in den besten britischen Clubs das gefürchtete „Blackballing“, bei dem sämtliche Clubmitglieder mit weißen und schwarzen Kugeln ihre Meinung über die Aufnahme kundtaten. Lag nur eine einzige schwarze Kugel in der Urne, war der Aspirant abzulehnen. War das Ergebnis aber reinweiß, so konnte sich das neue Clubmitglied des lebenslangen Aufenthalts in auserwählter Gesellschaft gewiss sein – eine dolle Sache. Das Internet hat nun einiges geändert und sich, wie es seine Art ist, der breiten Masse angedient. Die Einladung zu einem geschlossenen Zirkel mustergültiger Menschen erfolgt heute per Email und tarnt sich mit den Worten: Kreischbiene84 hat dich zu Kameradisten.de eingeladen. Wenn du auch dabei sein willst, dann klicke einfach auf den untenstehenden Link. Dein Bestätigungscode ist qsDWrX. qsDWrX ist aber mehr als nur der Zugang zu einer SocialNetworkSite. Es ist die Logenkarte für eine Individualistenoper, in der man fortan auch selber mitspielen darf. So wenig man auf diese Rolle bis zum Öffnen der Einladungsmail gewartet hatte, so problemlos deutet man ebenjene schmeichelnde Einladung als verpflichtendes Statussymbölchen – und notiert sogleich in der Rubrik „Lieblingsessen“ auf der persönlichen Profilseite gewissenhaft: Pommes und Cordon Bleu. Ist die Visitenkarte dergestalt ordentlich ausgefüllt und der Community-Vorgarten mit Fotos bestellt, kehrt friedlich Ruhe ein. Denn nichts wird hier passieren, abgesehen von ein bisschen „Echt, du magst auch Cordon Bleu?“-Geplänkel. Es herrscht die Zufriedenheit der Aufgenommenen, die sich vor allem aus der Unruhe der nicht Aufgenommenen speist. Insofern ähnelt eine geschlossene Online-Community doch wieder den britischen Herrenclubs. Dort war es bisweilen so langweilig, dass die Mitglieder vierstellige Pfund-Sterling-Beträge darauf wetteten, welcher Regentropfen als erster das Fenstersims erreicht. Mehr zur Generationen-Debatte: - 44 Punkte, an denen du erkennst, ob du auch ein Millennial bist. - das Interview mit Klaus Hurrelmann, einem der Autoren der Shell-Jugendstudie 2006. Er glaubt, in der Generation der heute 16 bis 25-Jährigen stecke sehr viel Potential.

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