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Dropping knowledge

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Gegebenes hinterfragen und einmal aus einer anderen Perspektive betrachten – das ist das Ziel der Initiative und Internetplattform Dropping Knowledge. Um einen globalen Wissensaustausch über nationale, politische, religiöse und ideologische Grenzen hinweg zu ermöglichen, baut die Initiative im Netz eine Wissensdatenbank mit den Fragen auf, die sich Menschen weltweit stellen. Jeder darf Fragen, Meinungen und Lösungsvorschläge beisteuern und mitdiskutieren. Um die Datenbank zu füllen, sammelt die Initiative bis 9. September weltweit Fragen. Dann versammeln sich in Berlin 112 Persönlichkeiten am größten Runden Tisch der Welt, um Antworten auf die 100 wichtigsten globalen Fragen zu finden. Seit Mittwoch sammelt Dropping Knowledge (droppingknowledge.org) nun an deutschen Unis, letzte Woche starteten die Fragensammler in Köln, diese und nächste Woche geht es in München, Frankfurt, Berlin und Hamburg weiter. Oliver Zitza, 33, ist einer der Fragensucher und erzählt von seinen Erfahrungen in Köln:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Das Spannende an meinem Job ist, dass ich mit den Studenten ins Gespräch komme und ich mir selbst plötzlich viele Fragen stelle. Und das, obwohl ich erst seit zwei Tagen hier an der Uni stehe. Die Fragen der Studenten gehen in alle möglichen Richtungen. Zum Beispiel: Warum sieht der Himmel so blau aus? Oder: Sieht jeder Mensch den Himmel gleich blau? Kann man ohne Liebe leben? Gibt es Werte, die für alle Menschen gelten? Bildung spielt natürlich bei den Studenten eine große Rolle: Wie sieht die Bildung der Zukunft aus? Warum muss ich Studiengebühren zahlen? Wird es in Zukunft noch Lehrer geben? Oder werden wir via Internet lernen? Darf man töten um zu retten? Mir ist aufgefallen, dass jüngere Menschen mehr hinterfragen als ältere. Mit einem Studenten habe ich letztens zum Beispiel ganz lange über folgende Frage diskutiert: Darf ich einen alten, aber gesunden Mann per Knopfdruck töten, wenn ich dafür sicher nicht bestraft werde, sondern sogar viel Geld erhalte, mit dem ich zahlreichen Menschen das Leben retten könnte? Wo ist da die Grenze? Vor allem von jungen Leuten kommen solche ethischen Fragen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ältere Menschen, das ist meine Erfahrung aus dem Projekt, haben sich schon viel mehr mit den Gegebenheiten abgefunden. Sie sind teilweise desillusioniert oder verdrängen die Probleme. Für mich ist das gerade sehr interessant, weil man schnell merkt, wie unterschiedlich die Leute mit solchen Fragen umgehen: ob sie sich darauf einlassen oder sich nur oberflächlich damit befassen. Das Projekt ist für mich eine ganz neue Erfahrung. Ich komme eigentlich aus der PR-Branche und baue gerade meine eigene Agentur auf. Bei Dropping Konwledge geht es jedoch nicht ums Verkaufen und um Konsum. Es kommen so viele Fragen, über die ich noch nie nachgedacht und die ich mir noch nie gestellt habe. Ich diskutiere plötzlich mit Menschen über Themen, die die Welt bewegen, hinterfrage meine eigenen Einstellungen, bekomme neue Perspektiven und Blickwinkel mit und finde manchmal sogar Lösungsansätze. Und ich habe gemerkt, dass ich nicht alleine bin mit meinen Fragen, sondern dass sie sich Menschen in allen Ländern der Welt auch stellen.

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