Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Lars Weisbrods WM-Tagebuch: Zwischennotizen

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Ich habe gestern nicht die Autobahn genommen, um nach Bühl zu kommen, sondern Landstraßen. "Wenn sie die Zeit und die Muße haben" hat die Frau beim ADAC gesagt. Ich hatte Glück, die Gegend durch die ich gefahren bin, war sicher die schönste der Welt. Die ganzen Serpentinen, Bäche und Täler, die Seen und die Warnschilder vor gefährlichen Motorradunfällen: Talent und Glück sind manchmal einfach nicht genug, stand darauf. Im Radio haben sie erzählt, dass Martin Heidegger einmal vor Aufregnung eine Teetasse aus der Hand gefallen sei beim Europapokalspiel zwischen dem HSV und Barcelona. Trotzdem bin ich froh, morgen wieder Autobahn fahren zu dürfen. Die ganze Schönheit macht einen ja ganz dusselig und man vergisst so alles andere in der Welt. In einem Restaurant habe ich mir das Italienspiel angesehen. Pavel, der Besitzer, kommt aus Tschechien und ist in der Region wohl für sein gutes Essen bekannt, er hat auch einen Kochwettbewerb gewonnen, dessen Namen ich vergessen habe. Pavel war noch ganz aufgeregt wegen der Niederlage gegen Angola: "Die haben gespielt wie die Brasilianer." Und Pavel mochte die Italiener nicht, er nannte sie immer nur "Itaker" und einmal auch "Spaghettifresser". Ich habe mich dann gefragt, ob es wohl eine Rivalität zwischen Tschechen und Italienern gibt, von der ich bisher nichts wusste. (Aber Pavel wog nur den Kopf hin und her und sagte: "Rivalität, nein.") Vielleicht hatte seine Parteilichkeit ja strategische Gründe in der Gruppe E oder es war bloß eine Feindschaft unter Gastronomen. Ein netter deutscher Fußballprofessor kam dann zu uns und erklärte das passive Abseits und dass Gennaro Gattuso ein Kamikazespieler ist. Pavel nannte Gattuso eine Sau und regte sich auf. Gut würden sie spielen, die Amerikaner, aber sie sollten doch einfach mal schießen. Mensch. Auf dem Weg zurück zum Campingplatz habe ich dann noch den Zidane-Trick geübt.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

jetzt.de berichtet in allen Ressorts über die Fußball-WM 2006. Hier findet du eine Übersicht über alle Interviews, Bilder und Texte.

  • teilen
  • schließen