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einszwei: Kochen! / einszwei: Backen!

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Das Kochen mit Fertigprodukten pauschal zu verteufeln, hieße nahezu die ganze Küchenrealität der westlichen Welt zu verteufeln. Das kann man problemlos tun, aber offenbar nicht, wenn man ein Kochbuch verkaufen möchte. Deswegen versuchen die GU-Autoren hier einmal mehr eine Annäherung an wertige Rezepte mit schnellen Zutaten und schaffen damit unter dem verschämten Label der „Ratzfatz-Küche“ auf den ersten Blick eine schöne Alltagsnähe. Denn Fertigprodukte sind ihnen doch nicht die Currywurst aus dem Kühlregal und auch nicht die schlimmen Dosenravioli. Fertigprodukt sind in diesen Rezepten überwiegend: Baked Beans und Tomaten aus der Dose, Räucherlachs oder ein Glas Fischfond - mithin alles Sachen, die man auch ohne Skrupel verwenden würde, wenn man sich das „Frisch kochen“ auf die Mütze geschrieben hat. Freilich, die Semmelknödel aus dem Kochbeutel, mit denen man sein Sahnegeschnetzeltes bewerfen soll, sind schon ganz schön hässlich. Die Fertigtortillas und der unsinnige, geriebene Käse eigentlich auch, der allenthalben zum Kauf empfohlen wird. Aber der Rest: normale Supermarktzutaten.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Zwei Bücher bekommt man für diese Ratzfatz-Küche, eines zum Kochen und eines zum Backen, geliefert im semipraktischen Schuber. Warum die Bücher alberne Wackelhologramme als Cover haben müssen, auf denen zunächst eine leere Pfanne (bzw. Tortenboden) zu sehen ist und dann -wackel – eine mit Hühnchencurry (bzw. Sahnetorte) versteht man nicht, zumal die riffelige Haptik, die sich dadurch ergibt, das Buch für mich unfassbar (bzw. unangreifbar) macht. Vor den Rezepten präludiert ein Basic-Zutaten/Geräte-Teil, ohne den es neuzeitlich nicht mehr geht und dieser ist bestimmt nicht der vollkommenste seiner Zunft. Interessant darin nur, dass absolut fragwürdige Geräte wie Eierschneider und Blitzhacker als „unentbehrlich für die Ratzfatz-Küche“ empfohlen werden. Die Rezepte, vor allem im Kochbuch, sind dann aber von ordentlicher Brauchbarkeit, weil sie schnell gekauft und bereitet sind und damit dem handelsüblichen Gedanken „Shit, zehn vor acht, was koch ich, was kauf ich, was fress ich?!“ hilfreich zur Seite stehen. Ob „Asia-Salat mit Koriandergarnelen“ oder „Blumekohl-Erbsen-Curry“, die Ratzfatz-Küche offenbart einen deutlichen Hang zur orientalischen Fusion, was wohl immer noch modern sein soll. Ein wenig erinnert die Auswahl an die Rezepte der „Familie+Ich“-Kochgroschenhefte, die im Supermarkt an der Kasse stehen und stets mit „Ente mal ganz anders!“ oder „24 neue Hackfleischideen!“ werben. Den Hausfrauenalltag in der Küche moderner machen, ist ein hehres, aber nicht mehr ganz zeitgemäßes Ansinnen. Den Studentenalltag mit „einszwei“ moderner machen, das klappt mit diesem Buch unter Umständen ganz gut. Richtig applaudieren würde man aber, wenn mal jemand vernünftige, alte Hausfrauenrezepte ohne Schnickschnack und Koriander für 2,50 Euro auf festem Papier und in schöner, großer Schrift herausgeben würde. Das Layout ist hier auch wieder ganz fusionmäßig in die Hose gegangen. Abgesehen vom Hologramm-Unsinn verwirren den modern gestimmten Jungkoch sinnlos wechselnde Farben in den Überschriften, Denkblasen, die zusätzliche Tipps offenbaren sollen, ausgeschnittene und wahllos verteilte Atmo-Bilder, sowie eine fette, kursive und nummerierte Typo, die zusätzlich noch unterstrichen und mehrfach überschrieben ist. Es wird diesem Buch-Doppelpack nicht zuletzt deswegen (auch wegen der halbgaren Exotik insgesamt) das typische Mode-Kochbuchschicksal beschieden sein: Als Geschenk ins Haus gewandert, wird es zweimal mit Elan zur Hand genommen werden und nicht enttäuschen, dann aber wie ein Batteriespielzeug im Schrank verwaisen, die Ratzfatz-Küche nur noch mit der Seele suchend. Das Paket „einszwei: Kochen! / einszwei:Backen!" ist bei GU erschienen und kostet 19,90 Euro.

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