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Ist Literatur in der Gesellschaft notwendig?

Text: giroly
Die Bedeutung der Literatur hat in den letzten Jahrzehnten immer mehr zurückgenommen. Zwar berichtet der Buchhandel Zunahmen, aber nur im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist natürlich mit der medialen Verwirrung von heute zu verstehen. Der Mensch von heute genießt es lieber schnelle Bilder vor sich zu sehen von Explosionen oder ähnlichem. Aber pauschalisieren sollte man dies nicht. Es gibt immer Ausnahmen. Aber welche Stellung bezieht Literatur heute in unserer Gesellschaft?



Blicken wir zurück als die Literatur noch keine Stellung in der Gesellschaft hatte. Der Mensch lebte nur um zu leben. Er war besorgt wie er etwas Nahrhaftes zwischen den Zähnen bekommen konnte. So beschäftigte er sich tag für tag mit diesen existenziellen Fragen. Die Notwenigkeit der Nahrung stand für ihn im Vordergrund, nicht das Vergnügen oder gar das Intellektuelle, sondern die harte Arbeit. Er lebte nur ein leben und zwar seins, aber dafür lebte er intensiver als wir heute das Leben erfahren. Er jagte seine Speise, erlegte sie und aß sie mit Genuss und Stolz, denn er wusste er hatte es sich verdient. Dieser Mensch war kümmerlich bekleidet und schmutzig. Er war ein Mensch im biologischen Sinne, aber kein Mensch im Geiste.



Die Literatur hat nichts lebenswichtige. Sie ernährt uns nicht. Sie gibt uns nicht zu essen oder gar zu trinken. Nein Literatur zeigt sich als ein gebundenes Buch oder als ein Flugblatt. Sie wärmt uns auch nicht. Wozu brauchen wir sie dann?

Wir brauchen sie, um uns zu erinnern woher wir kommen und wer wir sind.

Wir brauchen sie, um uns näher zu stehen.

Wir brauchen sie, um uns zu verstehen.

„Ein Dichter schöpft die Tragik aus seiner eigenen Seele, der Seele, die alle Menschen gleicht.“ Dieses Zitat von William Butler Yeats hebt hervor das jeder Mensch Angst und Glück verspürt, dass er Hass und Liebe empfinden kann. Es zeigt uns auch, dass alle Menschen gleich sind. Die Literatur verdeutlicht dies in allen ihren unzähligen Werken.

Sie ließ den Menschen im Geiste Mensch werden und dieser Prozess hält noch weiter an, denn sie hat noch nicht jeden Menschen erreicht.

„Die einzig revolutionäre Kraft ist die Kraft der menschlichen Kreativität. Die einzig revolutionäre Kraft ist die Kunst.“, so Joseph Beuys. Die Literatur besitzt die Kraft durch die Schönheit der Sprache zu zeigen wie wir handeln bzw. handelten. Durch ihre Transzendenz sind wir mit diversen Szenen konfrontiert, die uns Elend und Verzweiflung zeigen oder Harmonie und Glück. Es können Szenen sein, die uns bewegen und dadurch verändern.

So sind die Bücher, die unsere Welt hervorgebracht hat Zeugnisse unserer Menschheit. Sie beschreiben wie wir lebten, leben oder gar leben werden. In ihr verbirgt sich unser Glück und unsere Angst. So hilft uns Literatur sensibler zu werden.



In unserer heutigen Gesellschaft hat Literatur keinen hohen Stellenwert mehr. Sie wird missbraucht, um den Menschen Fitnesstipps zu geben oder über geheime Verschwörungstheorien in Irre zu führen. Sie ist alltäglich geworden. Durch das Diktat der Wirtschaft sieht sie sich gezwungen nur das auf den Markt zu bringen was Profit macht.

Es ist schade dies zu verfolgen, aber dies hat noch nicht an Überhand gewonnen. Die Aufgabe der Literatur des 21 Jahrhundert ist es die globalisierte Welt kulturell mit zu vereinen. Was wissen wir Europäer denn vom Leben in Japan oder dem Iran. Literatur kann und sollte dazu beitragen die gegensätzlichen Kulturen zu verbrüdern. Oder um mit Ruth Maria Kubitschek zu sprechen Die Literatur kann „mehr Wahrheiten aussprechen als sonst, und ohne, dass die Menschen in hämisches Gelächter ausbrechen."

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