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Recht auf Wasser

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Annette von Schönfeld ist Mitarbeiterin von Brot für die Welt und leitet dort die Kampagne Menschenrecht Wasser. Noch bis Mittwoch ist sie in Mexiko und hat sowohl an Veranstaltungen des offiziellen Weltwasserforums als auch am alternativen Forum teilgenommen. Was kritisieren die Gegner des Weltwasserforums? Das Weltwasserforum wird vom Weltwasserrat ausgerichtet, dem viele Personen aus dem akademischen Bereich angehören, der aber auch eng mit der Wirtschaft verflochten ist, also mit Unternehmen, die mit Wasser Geschäfte machen. Man versucht aber den Anschein zu erwecken, das Forum sei eine offizielle Veranstaltung der UNO. Das Weltwasserforum erkennt zwar die existierenden Wasserprobleme an, versucht aber diese durch Privatisierung zu lösen. Was sagt "Brot für die Welt" dazu? Wir sind der Ansicht, dass Wasser Allgemeingut ist und mehr in Lösungen investiert werden sollte, die Wasser als solches betrachten. Wasser ist eine Lebensnotwendigkeit, da sollte kein großes Unternehmen darüber entscheiden dürfen, wer Zugang dazu hat und wer nicht. Deswegen ist uns auch ein ganz wichtiges Anliegen: Der Zugang zu Wasser sollte ein Menschenrecht sein. Wie sah die Gegenveranstaltung in Mexiko aus? Schon im Vorfeld des alternativen Forums gab es ein Tribunal, wo Menschenrechtsverletzungen zum Thema Wasser vorgetragen wurden. Fälle wie in Manila, wo Brot für die Welt ein Projekt unterstützt: Seit der Privatisierung ist der Wasserpreis dort um das dreifache gestiegen, trotzdem reparieren die Unternehmen die maroden Leitungen nicht, das Wasser ist mit Cholerabakterien verseucht. Am letzten Donnerstag, als der offizielle Weltwassergipfel begann, demonstrierten dann über 10 000 Menschen hier in Mexiko-Stadt. Bei den alternativen Veranstaltung ging es aber nicht nur darum, zu kritisieren und zu protestieren, es wurden auch viele Vorschläge und Visionen unterbreitet. Es gab eine Menge Beispiele, wie eine öffentliche Wasserversorgung gelingen kann, und es wurde sich darüber ausgetauscht, wie solche Projekte mit starker Beteiligung der Bevölkerung verwirklicht werden können. In Brasilien beispielsweise unterstützen wir eine Aktion, bei dem der Zisternenbau von sogenannten Wasserkommissionen organisiert wird: Verwaltung und Bevölkerung kümmern sich gemeinsam um Bau und Finanzierung und suchen die Standtorte nach einem Bedürftigkeitskatalog aus.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Demonstration gegen den Weltwassergipfel Was hat das alternative Forum erreicht? Was dieses mal hier gelungen ist: Wir haben die Selbstverständlichkeit, mit der das Weltwasserforum seine eigene Veranstaltung darstellt, durchbrochen. Bei den Konferenzen der letzten Jahre konnten sie noch auftreten, als seien sie die einzigen Problemlöser. Das war jetzt nicht mehr so. Wir sind auch von den Medien wahr genommen worden. Ist das Thema Wasser auch für uns zuhause wichtig? Einmal ist ein Bewusstsein für die Weltwasserkrise wichtig. Für die Herstellung der Produkte, die wir aus den südlichen Ländern konsumieren, wird sehr viel Wasser verbraucht: bei Obst, Gemüse, Fleisch, aber auch bei Technologie wie Computern. Dazu kommt: Auch in Deutschland wird die Trinkwasserversorgung vermehrt mit Privatbeteiligung organisiert. Die Kassen der Städte sind leer und die Infrastruktur wird verkauft oder zumindest das Management an Privatunternehmen abgegeben. In Berlin beispielsweise ist die Trinkwasserversorgung zu 49 Prozent in privater Hand. Das geschieht nicht immer zum Wohle der Bevölkerung: Zum einen steigen die Preise, zum anderen wird nicht mehr so viel in die Wartung investiert. Was kann man denn hier tun? Man sollte Aufmerksamkeit für das Thema Wasser übrig haben. Sowohl was den eigenen Umgang damit angeht, aber auch dafür, was mit dem Wasser in meiner Gemeinde passiert. Viele Leute wissen nicht, ob ihr Trinkwasser privatisiert wurde. Wasser ist ein besonderes Gut, diese Privatisierung von öffentlichen Versorgern sollte man daher sehr kritisch sehen. Fotos: dpa

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