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"Das ist eine Kriegsmaschine!"

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angestrichen: "Dieser Kanal ist eine Kriegsmaschine, die gegen den Ministerpräsidenten gerichtet ist." Wer hat das gesagt? Silvio Berlusconi, italienischer Regierungschef

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Silvio Berlusconi und Moderatorin Lucia Annunziata vor der Live-Sendung "In 1/2 hr". Es herrscht gediegene Freundlichkeit, der Ministerpräsident blickt wächsern. Bald beginnt sein Gesicht vor Zorn zu beben. (Foto: ap) Wann, wo und warum hat er das gesagt? Während eines Live-Interviews am Sonntag im Studio des Fernsehsenders RAI 3. Die RAI-Redakteurin Lucia Annunziata hatte den Ministerpräsidenten gefragt, wie er es sich erkläre, dass sein Bild im Ausland im Grunde nur von zwei wesentlichen Punkten geprägt sei: seine Unterstützung für US-Präsident George W. Bush und der Interessenkonflikt, in den er wegen seiner politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten geraten sei. Berlusconi, so übermittelte es montagmorgen die Nachrichtenagentur Reuters all jenen, die nicht zugesehen hatten, "reagierte zunächst sichtlich irritiert und weigerte sich dann, über sein Verhältnis zu Bush zu reden". Der Freund eines ausladenden Lächelns und rekordverdächtig schneller Gesetzesänderungen wollte flugs das Thema wechseln und seine Regierungsbilanz vorstellen - Annunziata aber blieb stur und beharrte auf ihren Fragen. Berlusconi wurde gereizt, warf der Redakteurin Voreingenommenheit vor und nannte RAI 3 einen "von Linken unterwanderten Sender". Mehr noch: Er verfiel in Rage, sprach den oben angestrichenen Satz, packte seine Unterlagen und stürmte wutentbrannt bei laufender Kamera aus dem Studio.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Berlusconi schreckt zusammen. Sein Parteienbündnis liegt einen knappen Monat vor den italienischen Parlamentswahlen in den Umfragen mehr als drei Prozent hinter dem Herausforderer Romano Prodi. (Foto: rtr) Was ist der Hintergrund? Silvio Berlusconi plagt die Angst: Am 9. und 10. April 2006 wählen die Italiener ein neues Parlament und derzeit liegt sein Mitte-rechts-Bündnis in den Umfragen 3,5 Prozentpunkte hinter der Mitte-links-Union des Kontrahenten Romano Prodi. Der frühere EU-Kommissionspräsident erfährt sogar Unterstützung durch den deutschen Altkanzler Helmut Kohl, der sich bei einem Besuch in Rom mit fünf ausgesuchten italienischen Journalisten traf. Laut Kohl ist Prodi ein "herausragendes Beispiel für einen kosmopolitischen Italiener, der mit seinem Land verbunden ist, aber fähig ist, über die Grenzen zu schauen". Über Berlusconi sagte Kohl nichts.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Gleich ist es soweit: Der italienische Ministerpräsident packt nach 15 Sendeminuten wütend seine Papiere und lässt Frau Annunziata an ihrem Moderatorentisch zurück. (Foto: dpa) Wie geht´s weiter? Dienstagabend dieser Woche treffen sich die beiden Spitzenkandidaten nach langem hin und her zu einem ersten TV-Duell, ein zweites ist für den 3. April 2006 avisiert.

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