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Wirtschaft im Hemd

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Welche Strecke haben Sie für den Reisebericht des T-Shirts zurückgelegt? Ich habe drei Kontinente bereist, die Baumwollernte in Texas gesehen, die Textilfabriken bei Shanghai, Kaufhäuser in Washington und am Ende die Altkleidermärkte von Tansania. Warum eignet sich das T-Shirt für den Globalisierungs-Unterricht? Kleidung ist ein emotionales Thema. Jeder hat ein T-Shirt und deshalb auch eine Meinung. Und viele Leute haben Bilder im Kopf von Sweatshops, unterdrückten Arbeitern und profitgierigen Weltkonzernen. Aber Globalisierung bedeutet eben nicht, dass Nike, GAP und H&M dort produzieren lassen, wo es am billigsten ist. Der Prozess ist komplizierter. Klären Sie uns auf. So etwas wie globalen Freihandel gibt es nicht. Wenn es nur nach dem Preis gehen würde, käme die Baumwolle nicht aus den USA, sondern aus Westafrika. Aber die Baumwollindustrie hat eine starke Lobby, außerdem beschränken Zölle den Import in die USA. Ich bin der Meinung, dass Handelsbeschränkungen den Menschen in der Dritten Welt eher schaden, als der eigentliche Markt. Sie haben Textilfabriken in China besucht. Wie waren die Bedingungen dort? Anstrengend, aufreibend und sehr hart. Aber ich habe keine Szenen wie aus einem Dickens-Roman gesehen. Es gibt sicher Fabriken, die wie Gefängnisse geführt werden. Das aber allein mit der "Globalisierung" zu begründen, wäre verkehrt. Die schlimmsten Fabriken sind solche, die komplett vom Handels- und Kommunikationsfluss abgeschnitten sind. Die großen Konzerne haben immerhin arbeitsrechtliche Mindeststandards, die natürlich nicht überall eingehalten werden. Aber anders als die Militär-Junta von Burma kann man sie bei Verfehlungen wenigstens unter Druck setzen, weil sie ihr Image beschützen wollen. Beschreiben Sie deshalb die Globalisierung als "letztlich positiven Prozess"? Mein bleibendster Eindruck von meiner Reise ist, wie gut die Menschen im T-Shirt-Business miteinander kommunizieren. Ich war in den USA, China und Afrika, habe mit Weißen, Schwarzen, Asiaten, Juden und Moslems gesprochen - und alle verstehen sich, weil sie durch den Handel miteinander verbunden sind.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
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