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Gastland: Almanya

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Die Kairoer Buchmesse ist keine Fachmesse, man muss sie sich eher wie einen riesengroßen Buchladen vorstellen: Zwei Wochen lang verkaufen Buchhändler und Verlage dort ihre Bücher – und machen so den größten Teil ihres Jahresumsatzes. Dafür sorgen vor allem eine Million Besucher aus der gesamten arabischen Welt, die jedes Jahr nach Kairo kommen. Zum Vergleich: Die Buchmesse in Frankfurt hat beim letzten Mal grob 285 000 Besucher angelockt. Vor dieser Million dürfen sich die deutschen Autoren, Institutionen und Verlage nun ausführlich präsentieren. Nicht einfach als Gast wie bei der Frankfurter Buchmesse, sondern gleich als „Ehrengast“. „Ausführlich präsentieren“ bedeutet in diesem Fall: Der literarischen Bundesrepublik Deutschland stehen 350 Quadratmeter in Halle 3 des Messegeländes zur Verfügung. Dort darf und soll in den Büchern gelesen werden. Ausführlich heißt aber auch: Jürgen Habermas wird im Rahmenprogramm der Messe ebenso zu Wort kommen wie Benjamin von Stuckrad-Barre. Und die Hamburger Band Tätärä, die laut Selbstauskunft „funky streetmusic, handgemacht ohne elektronische Hilfsmittel, direkt, laut, spontan und unschlagbar live“ machen. Was immer diese Mischung über Deutschland aussagen mag. Und wie auch immer das im Detail den Austausch unter Intellektuellen über „brennende Fragen der Zeit“ anfeuern soll, wie es Johannes Ebert, Leiter des Goethe-Instituts in Kairo formuliert. Am Ende wird es wohl eine bunte Mischung aus Pop und Literatur, jung und alt, Kritik und Schmusekurs sein.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Verantwortlich für den Auftritt Deutschlands sind die Deutsche Botschaft, die Deutsche Welle, die Frankfurter Buchmesse und das Goethe Institut. Also fast alle, die sich dafür zuständig fühlen, die deutsche Kultur der Welt zugänglich zu machen. Wie schon Steffen Kopetzky und Norman Ohler vor ihm, ist Thomas Brussig, Autor von „Wie es leuchtet“ und „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“, seit Anfang Januar Stadtschreiber des Goethe-Instituts und schreibt Tagebuch über den Alltag in Kairo. Seine Eindrücke wird man hinterher auf der Homepage des Goethe Instituts nachlesen können. Auch Christian Kracht, dessen Reiseerzählungen („Der gelbe Bleistift“, „Ferien für immer“) eine recht abgehangene Variante von Weltgewandtheit offenbarten und der mit „1979“ einen Roman unter anderem im Nahen Osten ansiedelte, wird am 27. Januar gemeinsam mit Mostafa Zikri, dem „Enfant Terrbile der jungen ägyptischen Literatur- und Filmszene“, lesen. Alles für’s Faserland. Nicht nur hinter vorgehaltener Hand ist klar: Die Idee mit dem Gastland haben die Kairoer 2004 von der Frankfurter Buchmesse abgeschaut, als die arabische Welt am Main zu Gast war. Die Einladung Deutschlands ist somit als Gegeneinladung zu verstehen. Was zunächst sehr selbstlos scheint, hat aber auch eine taktische Dimension. Mohammed Ghoneim, der das „Ehrengastprogramm“ zu verantworten hat, lässt durchblicken: Deutschland ist auch deshalb eingeladen, weil die Ägypter gerne als Gastland zur Frankfurter Buchmesse 2010 eingeladen werden würde. (Screenshots: www.goethe.de)

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