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Die Piraten organisieren sich

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(Foto: Patrick Müller) Rickard Falkvinge ist ein Pirat. Zumindest kann man den 34-jährigen Schweden ohne schlechtes Gewissen so bezeichnen, denn er ist Gründer der schwedischen Piratpartiet, einer Partei, die sich gegen Copyright und für Datenschutz stark macht. Die Partei, die sich zu Beginn des Jahres gegründet hat, setzt sich für die Abschaffung des Urheberrechts ein. Um ihre Ziele zu erreichen, wollen die Datei-Piraten, auch internationale Verträge wie die der WTO über geistiges Eigentum einseitig aufkündigen – dafür müssen sie allerdings bei den Wahlen im September ins Parlament kommen. Mit jetzt.de sprach Rickard darüber wie es ist, eine Partei zu gründen und wie sich Piraten organisieren lassen. Hattest du ein konkretes Erlebnis, das zur Gründung der Partei beigetragen hat? Eine konkrete Sache gab es eigentlich nicht. Es liegt eben daran, wie die junge Generation mit dem Medium Internet umgeht. Eigentlich lädt jeder jeden Tag illegal Musik oder Filme aus dem Internet, ohne jedes Unrechtsbewusstsein. Davon haben die heutigen Politiker keine Ahnung, es existiert ein großer kultureller Graben innerhalb der Gesellschaft. Es war diese Kriminalisierung weiter Bevölkerungsgruppen, die mich letztlich zum Handeln bewegte. Also habe ich zu Neujahr meine Gedanken dazu online gestellt. Zwei Tage später hatte ich bereits knapp 4800 Unterschriften von Leuten zusammen, die ähnlich denken wie ich. So hat sich die Piratpartiet gegründet. Wie erklärst du den großen Zuspruch für das Projekt? Es ist in der Tat erstaunlich, da zur Unterstützung der Partei nicht nur die Unterschriften, sondern auch eine vollständige Angabe der Personalien nötig war. Das ist deshalb ungewöhnlich, weil die meisten Leute ja nicht gerade gerne ihre Identität im Internet preisgeben. Ich denke, dass es einfach ein sehr großes Bedürfnis gab, dass jemand diese Problematik in dieser Weise anspricht. Das letzte Mal, das sich Parteien auf ein Thema beschränkt haben, war in den Achtzigern, als sich die grüne Bewegung gründete. Würdest du sagen, dass Datenschutz den Stellenwert des Umweltschutzes im 21. Jahrhundert angenommen hat? Ich halte mich zurück, über die zukünftige Entwicklung Prognosen abzugeben. Aber ich denke schon, dass es gewisse Parallelen gibt. Vor allem wegen der Tatsache, dass sich hier über Jahre eine große Problematik angestaut hat, die jeden betrifft und die sich nun nicht mehr wegleugnen lässt - die Kriminalisierung einer ganzen Bevölkerungsschicht. In Schweden bedeutet das, dass eine Million Menschen als Verbrecher behandelt werden, was in der Geschichte ohne Vergleich ist. Wie wirkt sich das Engagement in der Piraten-Partei auf deinen Alltag aus? Es ist schon stressig, die große Resonanz in geordnete Bahnen zu bringen. Im Moment besteht der Kern der Partei ja nur aus wenigen Leuten. Aber es gibt immer wieder Momente, die mich bestätigen. Beispielsweise war ich letztens mit Freunden auf ein Bier in einer Kneipe. Plötzlich kam ein Junge an unseren Tisch, sah mir in die Augen und sagte: „Ich kenne dich aus dem Internet. Sag mir, wie ich helfen kann.“ Das beweist mir, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Ich habe auch schon Antworten von jungen Menschen aus anderen Ländern erhalten, vor allem aus EU-Ländern aber auch aus Brasilien. Denkst du, dass die Themen deiner Partei denn auch für den Alltag der breiten Masse interessant sind? Es ist natürlich zuerst ein junges Thema. Aber trotzdem denke ich, dass die Problematik auch für ältere Menschen von Interesse ist. So hat beispielweise eine große schwedische Tageszeitung in einer Online-Umfrage die Leute über ihre Meinung zu unserer Partei befragt. Dort haben mehr als 60.000 User abgestimmt und wir bekamen für unsere Forderungen eine Zustimmungsquote von 62%. Das ist natürlich nicht repräsentativ. Aber wenn man überlegt, dass keine der etablierten Parteien die Themen Datenschutz und Urheberrecht belegt und wir nur vier Prozent für den Einzug ins Parlament benötigen, denke ich, wir haben ganz gute Chancen. Die schwedische Parlamentswahl ist im September – bis dahin ist nicht gerade viel Zeit, wenn man in politischen Maßstäben denkt. Wie geht es weiter mit der Piratenpartei? Momentan sind wir noch damit beschäftigt, die enorme Energie der Leute zu kanalisieren. Das klappt aber eigentlich ganz gut: Schon fünf Tage nachdem ich den ersten Aufruf gestartet habe, haben sich erste Ortsverbände gegründet. Die Piraten organisieren sich, das werden die Politiker bald herausfinden.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

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